Lidl vs. Tchibo: Wer hat die besten Radsachen? | TOUR

2023-03-23 15:30:58 By : Mr. Harry Sun

Pünktlich zum Frühjahr schieben der Discounter Lidl und der Kaffeeröster Tchibo ein breites Radsortiment in die Verkaufsgänge. Wir wollten wissen, ob Radhose oder Standpumpe auch für Rennradpiloten taugen. Das Radsortiment bei Lidl und Tchibo umfasst insgesamt viele hundert Artikel. Kenneraugen entlarven das meiste davon sofort als untauglich für sportliche Radler und Radlerinnen. Für unseren Schnellcheck zum Saisonstart haben wir insgesamt ein Dutzend Teile vom Akkulicht bis zur Standpumpe rausgepickt und im Praxiseinsatz getestet.

Voll überzeugen konnte das Akku-LED-Licht-Set mit Scheinwerfer und Rücklicht von Lidl. Das Set ist solide verarbeitet, funktioniert ebenso gut wie die Konkurrenzprodukte von Sigma oder Catlike und ist vor allem preislich attraktiv. Dahinter, auf Platz zwei, rangiert die Crivit-Minipumpe inklusive versenkbarem Pump-Schlauch und Halter für die Rahmenmontage. Wer ein flauschiges Langarmtrikot für kühle Sommerabende sucht, wird fündig bei Tchibo. Der Kaffeeröster hat für Frauen und Männer ein passendes Oberteil aus recycelten PET-Flaschen mit guter Ausstattung und passendem Schnitt in seinem Sortiment und kann bei unserem Test insgesamt den dritten Platz belegen.

Das spritzwasserdichte Fahrradleuchten-Set* hat rundum überzeugt und sich als sehr praxistauglich herausgestellt. Gut gefallen hat uns das Leuchtbild des LED-Scheinwerfers, der den Bereich vor dem Vorderrad gut ausleuchtet; das LED-Rücklicht scheint auch seitlich hell und das integrierte Bremslicht funktioniert zuverlässig. Die Ladedauer für den Scheinwerferakku beträgt gut vier Stunden (am Laptop mit USB-Kabel), das Rotlicht ist in knapp drei Stunden voll geladen. Die Brenndauer der Frontleuchte in der höchsten Leuchtstufe liegt, höher als die angegebenen 2,5 Stunden, bei rund 3 Stunden; anhand einer Balken-Anzeige lässt sich die verbleibende Zeit ablesen. Insgesamt lassen sich drei Leuchtstufen wählen, wobei der Scheinwerfer in der schwächsten Einstellung bis zu acht Stunden leuchten soll. Auch die Rückleuchte brennt mit 8 Stunden gut 2 Stunden länger als angegeben. Beide Lichter sind universell und werkzeuglos durch eine Schnellbefestigung montierbar, wobei der Halteriemen vom Scheinwerfer etwas kurz ist und nicht bei Aerostützen mit großem Umfang passen dürfte. Preis: 21,99 Euro

Die gut verarbeitete Fahrrad-Miniluftpumpe* ist für Sclaverand-, Schrader- und Blitzventile geeignet, wiegt inklusive Rahmenhalter lediglich 132 Gramm und misst schlanke 22 mal 180 Millimeter im Transportzustand. Dank integriertem und flexiblem Pumpschlauch mit Schraubventil ist die schwarze Pumpe flexibel einsatzbar. Beim Pumpen pfeift kaum Luft daneben, wobei wir in der Praxis etwa fünf Bar schafften, was unterwegs auch bei 23 Millimetern Reifenbreite ausreichend ist. Sehr praktisch ist der im Lieferumfang befindliche Halter zur Montage an den Flaschenhaltergewinden. Unschlagbar günstig ist ihr Preis von lediglich 7,99 Euro.

Tchibo wirbt damit, dass das Produkt atmungsaktiv, feuchtigkeitstransportierend und schnelltrocknend ist. Der Stoff ist relativ dick, aber angenehm zu tragen. Das Trikot isoliert leicht, ist jedoch nicht winddicht. Trotz des dicken Stoffs trocknet es normal schnell. Positiv fallen die vielen Reflektoren auf, die am Rücken, den Ärmeln und dem Zipper an der Trikottasche angebracht sind. Der Gummi am Saum verhindert das Hochrutschen zuverlässig. Die dreigeteilten Trikottaschen sind größer als üblich und bieten viel Stauraum. Auch die kleine Reißverschlusstasche für Schlüssel ist nützlich, wobei der Reißverschluss etwas hakelig läuft. Die Reißverschlüsse und teilweise schlecht verarbeitete Nähte weisen auf Schwächen in der Qualität hin. Das Trikot fällt groß aus, weshalb eine Nummer kleiner empfehlenswert ist. Im Vergleich zu anderen Trikots ist der Schnitt breiter und kürzer und damit ideal für kleinere Personen. Erhältlich ist das Trikot für Damen (ausverkauft) in den Größen XS-XL in Pink und für Herren in S-XXL in Blau*. Preis: 39,99 Euro

Im Mittelfeld platzieren sich insgesamt fünf Produkte, die, mit leichten Handicaps, auch Rennradfreunden Freude machen können. Darunter sind eine Standpumpe, drei Rennradbrillen und ein Werkzeugkoffer von Lidl, sowie ein Trikot und ein Pannen-Set von Tchibo.

Bei der Standpumpe* von Lidl hat uns gefallen, dass der Pumpenkopf gut auf dem Ventil schließt, der Schlauch mit einer Länge von 115 Zentimeter schön lang ist und das große Analogdisplay vom Manometer dank schwarzer Ziffern auf weißem Zifferblatt sehr gut ablesbar ist. Mit den mitgelieferten Pumpenspitzen können ebenfalls Fußbälle oder Luftmatratzen aufgepumpt werden. Kritisieren müssen wir die etwas wackelige Bauweise, was sich durch das Verwinden des Zylinders im Fuß ab einem Druck von etwa sechs Bar bemerkbar macht. Preis: 11,99 Euro

Das Design der Discounter-Brillen* erinnert an die Formensprache bekannter Brillenmarken von vor etwa zehn bis zwanzig Jahren. Ihre Rahmen sind weniger filigran, die Scheiben wesentlich kleiner als bei den trendigen Shield-Brillen mit ihren Panoramascheiben. Abgesehen von modischen Aspekten waren unsere Testpiloten mit Passform, Tönung und Windschutz zufrieden: Die Brillenbügel lassen sich flexibel anpassen, je nach Nasengröße und Form liegen die Pads satt auf. Da die Rahmen relativ groß ausfallen, passen die Brillen am besten auf Köpfe ab einem Umfang von etwa 54 Zentimeter. Alle Scheiben und Gläser (Tönung 3) bieten einen guten Kontrast und eine ausreichende Tönung. Sitzt die Brille gut, sind die Augen gut vor Fahrtwind oder Insekten geschützt. Den günstigen Preis sieht man den teils unsauber ausgeschnittenen Polycarbonatscheiben oder daran, dass die Beschichtung an den Rädern nicht zu hundert Prozent deckt. Dafür bekommt man für den sehr günstigen Preis von 4,99 Euro jeweils zwei Wechselgläser, ein Täschchen plus Putztuch.

Das Tchibo-Trikot* ist hergestellt aus recyceltem Kunststoff und etwas dicker und schwerer als klassische Sommertrikots. In der Rennradhaltung merkt man die Schwächen beim Schnitt: Vorn wirft es Wellen und hinten fehlt es an Stoff. Insgesamt passt es kräftigen Radlern am besten, die eher aufrecht auf ihrem Renner thronen. Gut gefallen hat uns die Ausstattung mit drei Rückentaschen plus Reißverschluss-Tasche und das viele Reflexmaterial. Preis: 29,99 Euro

Für unseren Geschmack ist der Crivit-Werkzeugkoffer* für Reparaturen und Wartungsarbeiten an modernen Rennern nicht optimal sortiert. Eine Auswahl Torx-Schlüssel (nur ein 25er ist an Bord) fehlt, der Kurbelabzieher passt lediglich für uralte Innenlager mit Vierkanntwelle und mit dem Kettennieter, mit dem sich maximal 10-fach-Ketten trennen und vernieten lassen, kommt man lediglich bei Youngtimer-Rennern zum Erfolg. Campa-Fans finden nicht einmal die passende Nuss für die Zahnkranzmontage. Preis: 32,99 Euro

Beim Reparatur-Set* von Tchibo handelt es sich um ein klassisches Pannenset zum Reifenflicken. Insgesamt befinden sich 16 runde und ovale, selbstklebende Flicken in der handtellergroßen Metalldose. Mit gleich drei Reifenhebern an Bord ist man eigentlich auf der sicheren Seite, wobei die schmalen und stark gebogenen Heber bei sehr straff sitzenden Tubeless-Reifen etwas schwach dimensioniert sind. Preis: 5,99 Euro

Vier der insgesamt ein Dutzend Produkte von Lidl und Tchibo können wir nach unserem Praxischeck nicht empfehlen. Dazu gehören von Tchibo die Damen-Radhose und ein Multi-Tool, sowie ein weiteres Mini-Tool von Lidl und der GPS-Radcomputer Teasi inklusive Tahuna-App, die wir weder auf zwei iPhones noch auf zwei Android-Smartphone installieren und zum Laufen bringen konnten.

Beim ersten Griff in den Hosenstoff fällt auf, dass das Material sehr dünn und elastisch ist. Im Ergebnis hält die Hose* das dicke Polster beim Pedalieren nicht in Position, was bereits nach wenigen Kilometern auf dem Renner negativ auffiel. Zudem sind die Träger lasch und schmiegen sich nicht richtig dem Körper an. Weitere nervige Details sind die zu schmalen und straffen Beinabschlüsse, sowie die vielen Nähte, die während des Fahrens an den Beinen scheuern. Die Hose ist in den Größen S – XL für einen Preis von 39,99 Euro erhältlich und fällt relativ groß aus.

Unsere Hauptkritik bezieht sich auf Verarbeitung und Funktion vom Lidl-Minitool*. Die einzelnen Werkzeuge lassen sich nämlich schwer bewegen und dem Werkzeugmaterial fehlt es an der letzten Härte, was im Einsatz schnell an runden Werkzeugkanten sichtbar wurde; entsprechend kurz dürfte die Haltbarkeit des Minitools sein. Mit dabei ist ein zugehöriges Aufbewahrungstäschchen, in das das komplette Tool jedoch nicht ganz reinpasst. Wegen seines geringen Nutzwertes ist selbst ein niedriger Preis von lediglich 7,99 Euro noch zu hoch.

Dieses “Werkzeug*” benötigt für eine Beurteilung wenig Worte: Nach unserer Meinung taugt es als Flaschenöffner und nicht als praktischer Pannenhelfer. Vielleicht ist es zum Preis von 9,99 Euro eine nette Geschenkidee für den zweitbesten Radlfreund.

Das TEASI* Gerät landet vor allem aufgrund seiner App auf dem letzten Platz. Weder über den QR-Code noch über die Webseite oder den App Store lässt sich die Tahuna App downloaden. Diese App ist derzeit in deinem Land oder deiner Region nicht verfügbar, heißt es da nur. Bei Problemen an den Support wenden? Fehlanzeige. Auch die auf der Verpackung angegebene Hilfs-Webseite funktioniert nicht. Auf der Internetseite von Tahuna gibt es lediglich ein Kontaktformular. Eine Antwort gab es auf eine Nachricht allerdings nicht. Das Gerät an sich scheint einen soliden Eindruck zu machen: klein, handlich und ein spritzwassergeschütztes Gehäuse. Ohne App ist es jedoch nicht einsatzbereit, da nicht einmal eine einfache Aufzeichnung gestartet werden kann. Dadurch konnte das Gerät nicht beim Radfahren getestet werden. Preis: 59,99 Euro

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